Sonntag, 3. Oktober 2010
Mittwoch, 12. Mai 2010
Au soleil
Au Soleil (To The Sun) from Josh Wedlake on Vimeo.
Mittwoch, 4. November 2009
fotoprojektion berlin-istanbul in der boddinstr. 57
durch unzählige dörfer und graue platten
mit starken schnäpsen und deftigen spesen
über weite felder, steile gipfel und rauschende abfahrten
rückte unser ziel in greifbare nähe
die fahrräder ein ständiger begleiter
trennten sich doch nochmals unsere wege
in der serbischen provinz ging es gemeinsam weiter
die haare in serbien gelassen
die letzte etappe kein genuss
die begeisterung jedoch kaum zu fassen
wir erreichten den bosporus
wir zeigen fotos und erzählen geschichten von unserer fahrradtour nach istanbul. für alle, die kommen möchten, es wird türkischen tee geben und weitere kulinarische leckerbissen. wir würden uns freuen, wenn ihr am 14.11.2009 um 15 Uhr in die boddinstr. 57, ecke neckarstr. kommt. es wäre schön, wenn ihr auch etwas für das leibliche wohl mitbringt!
wir hoffen viele von euch dort zu sehen!
pascal, leon und jan
Montag, 5. Oktober 2009
Aus der bulgarischen Provinz an den Bosporus
(ein kleiner Zeitsprung zurück zum 22.9.09...)
Die drei Radreisenden finden am Bahnhof von Nis, Südserbien, wieder zusammen. Auf die Frage, was es in Nis zu sehen gebe, antwortete die Touristeninformation nur knurrig und wortkarg: "There are no tourist attraction!" Wichtig, dass es für solche Auskünfte eine Touristeninformation gibt!
Vollkommen gegensätzliche Dinge hatten wir erlebt. Ich hatte mich gerade erst den urbanen Reizen hingegeben, mit allem was dazugehört. Leon und Pascal dagegen erzählten mir Geschichten von Zigeunerkindern, toten Tieren auf der Straße und Molkereien in der südserbischen Provinz.
In Nis haben wir alles erlebt, was uns die Touristeninformation ans Herz gelegt hat (nichts) und sind am nächsten Morgen zurück auf die Räder in Richtung bulgarische Grenze. Sehr wenig Hoffnung hatte ich anfangs noch, dass wir die türkische Metropole auf den Rädern gemeinsam erreichen würden. Aber irgendwie sollte es anders kommen...
Wie die Straße von Nis verläuft, kann man schön in unserem Video sehen. Wir haben alles überlebt und sind danach wieder auf weniger aufregenden Abschnitten weiter gefahren. Der Weg führte uns durch Zigeunerdörfer, vorbei an staunenden und neugierigen Kindern sowie am ersten Abend nach Pirot. Eine Stadt, irgendwie gebeutelt vom Zusammenbruch des Sozialismus und was auch immer noch dazu. Wahrscheinlich ist, dass es einmal bessere Zeiten gegeben hat in diesem Ort. Dass er einmal wirklich prosperierte, mag ich trotzdem nicht glauben. Die Stadt war unheimlich, mit schrägen Gestalten, die dem Alkohol etwas zu angetan waren, und einem Geisterhotel, dass aus irgendeinem Grund keine Zimmer frei hatte. Woanders bekamen wir doch noch ein Bett und konnten so am Abend per Public Viewing auf dem kommunistischen Hauptplatz das Basketballfinale zwischen Spanien und Serbien verfolgen. Die erhoffte Euphorie blieb angesichts klarer Verhältnisse leider aus...
Unsere nächste Station war Dimitrovgrad. "Wer würde sich nicht gerne einmal die Haare in Dimitrovgrad schneiden?" dachten wir uns jedenfalls und taten genau jenes (für jeweils schlappe 1,50 Euro). Wie das aussieht, könnte ihr auf den Fotos sehen. Fortan waren wir also als drei Eierköpfe (oder auch Fahrrad-Bundeswehr-Brigade???) unterwegs...
Bulgarien?
Genauso wie Serbien für uns nach Schurkenstaat klang, hörte sich Bulgarien irgendwie nach Folklore an (und wurde von uns auch gerne mal mit Ungarn verwechselt). Ersteres trifft die Wahrheit gar nicht, letzteres erst nach einer Weile fernab der Hauptstraßen. Nirgendwo auf der Reise haben wir so viele Plattenbauten gesehen. Eine Stadt kann noch so einen schönen Kern haben, um reinzukommen, wird man wird erst eine sozialistische Peripherie passieren müssen. Sofia ist in dieser Hinsicht sicherlich am beeindruckendsten. Hier sieht man die hohe Betonplatte bereits 40 km davor (und kurz hinter der bulgarisch-serbischen Grenze). Viel mehr hat Sofia, außer einer kleinen künstlerischen Szene, für den Touristen auch nicht zu bieten. Da wir zeitlich gut im Rennen waren und uns die bulgarischen Schnellstraßen wenig begeisterten (meiner Meinung nach die schlechtesten oder zumindest die waghalsigsten Autofahrer auf der Reise), wählten wir einen Umweg durch die Provinz und die Berge. Gerade letzteres war für mich eine Art Ersatz für die verpassten bosnischen und serbischen Berge.
Wir hatten uns nicht zu viel versprochen. Es ging durch die absolute Provinz! Entweder es gab lange Zeit gar keine Menschen, im Allgemeinen ist Bulgarien sehr dünn besiedelt, oder die Leute erweckten den Eindruck, als hätten sie noch nie andere Menschen gesehen, als ihre Nachbarn aus dem Dorf. Die Landschaft war wirklich malerisch schön. Am Rande der Berge mit immer wieder langgezogenen, kurvigen und berauschenden Abfahrten. Auf dem Weg sahen wir eine Menge Zigeuner, die die Felder bearbeitet haben. Teils passierten sie uns auch auf Pferdekutschen. Mehrere Tage lang sahen wir mehr Pferdekutschen als Autos. Vielleicht erklärt das auch zum Teil, warum die Autofahrer so mies fahren...? In den Bergen duschten wir mit eiskalten Bergwasser aus verrosteten Stahlrohren und schliefen auf einer Wiese zwischen wildernden Tieren.
Im allgemeinen ist Bulgarien ein sehr interessantes Land mit atemberaubenden Landschaften, von denen wir aus Zeitgründen aber relativ wenig gesehen haben. Die Menschen unterscheiden sich vom Aussehen her schon wieder deutlich zu den Serben. Deutlich slawischer, irgendwie russischer, sehen sie aus.
Zu unserer großen Überraschung trafen wir in der Provinz auf drei andere Fahrradfahrer. An ihrer Ausrüstung sah man sofort, dass sie auch lange unterwegs sein mussten. Wir hielten alle an und tauschten uns über Routen und Erfahrungen aus. Ihr Gruppenkopf ist auf einer 16-monatigen Fahrradreise von Brisbane nach Kopenhagen, um vor den Folgen der Klimaerwärmung zu warnen. Ein sehr interessantes Projekt mit einer klaren Vision. Unter anderem wird er auch über Berlin fahren. Auf dem Weg versucht er Leute zu begeistern, sich ihm anzuschließen und mit zum Klimagipfel nach Kopenhagen zu fahren. Wer mehr darüber wissen will, kann hier und auf seinem Blog weiterlesen.
Nach der schönen Stadt Plovdiv haben wir in Bulgarien nicht mehr so viel erlebt. Es ging über Schnellstraßen, die unterschiedlich viel befahren waren. Ich hab die Plattenstatistik noch ein bisschen hoch getrieben und die Anzahl der Flicken ausgereizt, was schon einmal zur absoluten Verzweiflung führte. Als wir der türkischen Grenze immer näher kamen, entschieden wir uns, noch einen Abstecher über Griechenland einzulegen. Dort erlebten wir in zwei Stunden ein weißes und sauberes Dorf wie aus dem Katalog und eine absolut militarisierte Grenze zur Türkei. Hier haben sich zwei Länder nicht sehr gerne...
Nach Bulgarien und Griechenland also die Ankunft in der Türkei. Lang erwartet von uns, stellte sie doch eine erste Ankunft dar. Der erste Tag in der Türkei war überwältigend. Nicht nur eine völlig neue Sprache nach 8 Wochen slawischen Sprachen, sondern eine ganz andere Begeisterung. Unsere Fahrt nach Edirne kam einer Triumphfahrt gleich, überall winkende und hupende Leute. Dies lag sicherlich zum Teil auch an dem Pappschild mit der Aufschrift "Berlin-Istanbul", das sich Leon hinten ans Fahrrad geklemmt hatte (siehe Foto). Diese Begeisterung sollte sich noch bis Istanbul durchziehen. Zum Teil lehnten sie sich sogar aus dem Auto, um Bilder von uns zu machen oder Videos zu drehen...
Edirne ist sehr interessant und schön und von Istanbul allemal einen Besuch wert. Wir hielten uns aber nicht mehr länger als nötig (eine Nacht) auf. Zu groß war die Ungeduld, bald in Istanbul anzukommen. Nur noch ca. 250 km, die sich lange hinzogen... Ein Gegenwind, wie wir ihn nicht einmal in Bosnien erlebten, machte die Fahrt von Edirne zu harter Arbeit. Sogar auf den Abfahrten mussten wir treten, um voranzukommen und erreichten auf diesen zum Teil nicht mehr als 17 km/h. Angesichts des starken Windes, der schlechten Straßen, der vielen Hügeln und vieler Kilometer nach Istanbul, wählten wir für den letzten Tag die Autobahn! Ein bis nach Istanbul breiter und perfekt ausgebauter Seitenstreifen und eine Fahrt wie im Rausch. Je näher wir Istanbul kamen, desto schneller fuhren wir. Am Ende wurde es fast zu einem Wettrennen, begleitet von unseren begeisterten Schreien... Von rechts ballerte wie immer die Sonne und von links rauschten die LKWs vorbei, was wir aber im Tunnelblick kaum noch noch wahrnahmen. Die Einfahrt nach Istanbul übertraf alle unsere Erwartungen (und Befürchtungen). Zu den drei Spuren auf jeder Seite kamen bei Zufahrten schon einmal zwei hinzu und die Masse an Autos ließ kaum noch eine Lücke zu. Irgendwann kletterten wir verzweifelt mit den Fahrrädern über die Leitplanken, was aber auch nicht viel brachte. Es gab keinen anderen Weg in die Stadt hinein als über die Autobahn. Das Chaos auf den Straßen war unübertroffen, eine Anarchie, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Zudem waren wir dieses Mal mit drei vollgepackten Fahrrädern mittendrin und mussten uns den Weg durch das Zentrum bahnen. Alleine dafür brauchten wir fast noch zwei Stunden! Eine urbane Achterbahnfahrt, die uns einiges mehr abforderte als Fahrrad fahren in Berlin. Auf den Straßen weiterhin begeisterte und interessierte Zusprüche, die uns gebührend feierten. Vielleicht hätten wir die ganze Zeit hier mit den Fahrrädern rumfahren sollen? Irgendwie schafften wir es bis nach Sisli in die WG von Lucie, wuchteten die Fahrräder auf die große Dachterrasse und erholten uns von Strapazen und überbordenden Impressionen...
Zwei Tage nach unserer Ankunft haben wir mit dem teuersten Essen unserer Reise (und unseres Lebens) uns selbst gefeiert und die Reise auch in den Köpfen abgeschlossen.
Freitag, 2. Oktober 2009
Reisestatistik
Gefahrene Kilometer (mit Gepäck): 4024
Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,8
Etappen: 45
Durchschnittliche Kilometeranzahl pro Tag: 89
Verletzungen: 2
Höchster Sturz: 22 Meter
Längste Etappe: 180 Kilometer (nach Istanbul)
Schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit: 26,7 km/h (nach Istanbul)
Anzahl bereister Länder: 12
Anzahl bereister Kontinente: 2
Kürzester Landesaufenthalt: Griechenland (ca. 2 Stunden)
Längster Landesaufenthalt: Kroatien (17 Tage)
Größte Plattenburg: Sofia
Schönste Frauen: Belgrad/ Zagreb
Größte Anfeuerung: Türkei
Schlimmste Autofahrer: Bulgarien
Gegessene Brote auf der Reise: ca. 125
Billigstes Brot: Südserbien (20 Cent)
Schlechtestes Brot: Bulgarien
Billigstes Bier: Tschechien
Teuerstes Bier: Istanbul (4,50 Euro für 0,33l abends im Club)
Schnellstes Essen: 36 Köfte und ein Salat in Lüleburgaz (in 15 Minuten)
Nächte unter freiem Himmel: 18
Regentage: 3
Längste Zeit ohne duschen: 4 Tage
Dienstag, 29. September 2009
Der Bosporus
Mehr dazu in den naechsten Tagen...
Dienstag, 22. September 2009
Die Tunnel Serbiens
Als ich mit Pascal einen betonierten Passtunnel hinter Sarajevo durchquerte kam ein Lasterfahrer auf die Idee zu hupen (was durchaus die eine uebliche Form der Anerkennung darstellt) und blies uns durch den enormen Hall fast von den Raedern.
tjaja man erlebt so einiges...
Pressespiegel - Croatian Press
Mittwoch, 16. September 2009
Alltag raus, Kroatien rein, Kriegserfahrungen und Jans totale Destruktion Teil 2
Aber nochmal eins nach dem anderen...
Nach unserer letzten beschriebenen "Alltags"-Etappe nach Slunj geht es am naechsten Morgen in gewohnter Fruehe VOR dem Sonnenaufgang in Richtung Plitvicer Seen. Das Panorama ist ueberwaeltigend, mit einem gluehenden Feuerball ueber den nebligen Taelern. Leicht zermatscht kommen wir vormittags im Park an. Die ersten Schritte fallen wirklich schwer, das Laufen fast verlernt, greifen wir immer wieder zu unsrer Fahrradflasche... Der Park an sich ist ueberwaeltigend! Das Wasser kristallklar, so klar wie ich einen See noch nie gesehen hatte, und die Natur ueppig und gruen. Die himmelblauen Seen vor den Bergen ergeben ein praechtiges Bild. Kein Wunder, dass ausgerechnet hier Winnetou gedreht wurde...
Wir verbringen fast den ganzen Tag im Park und fahren am Abend erschoepft von ungewohnter Belastung in den naechsten Ort zum Essen. Dort treffen auf zwei radreisende Franzosen. Sie sind praktisch genauso ausgeruestet und unterwegs wie wir. Als wir am Abend gemeinsam in gewohnter Routine auf dem Feld unsere Zelte aufbauen, ist es, als wuerde man sich selbst im Spiegel sehen.
Am naechsten Morgen ist der Nebel absolut dicht und der Boden klatschnass vom Tau. Wir kriechen aus dem Zelt und brechen, nachdem Leon seinen am Vortag im Restaurant vergessenen Helm aus dem Muelleimer gefischt hat (!), zu der wohl aufregendsten Etappe der Reise auf... Innerhalb kurzer Zeit ist von morgendlicher Kuehle genauso wenig zu spueren wie von gruener, opulenter Natur. Es breitet sich vor uns eine weite und karge Steppe aus, die weit weg von den Bergen eingegrenzt wird. Gut kann man sich vorstellen, wie hier eine Horde Pferde entlang prischt... Schattenmoeglichkeiten gibt es kaum noch. Spaeter laeuft der Schweiss in Stroemen und man fuehlt sich fast wie in der Wueste. Die einzigen Menschen, die wir auf der Strecke sehen, sind die Verkaeufer lokaler Produkte, die alle 100 Meter ihre kleinen Staende aufgebaut haben. Dem Sonnenstich nahe kommen wir in der Mittagssonne in Gracac an. Mittagspause machen wir im Schatten einer zerstoerten Bushaltestelle. Die Stadt ist absolut gezeichnet von den Kriegszerstoerungen. Die ehemaligen Hotels haben geschlossen und verfallen in sich, an den Haeusern sieht man die Einschussloecher. Es herrscht absolute Tristesse. Wir unterhalten uns kurz mit einem Alkoholiker, der frueher eimal Sportlehrer war, und einem Jungen unseren Alters, der von seinen vielen Fluchten waehrend des Kriegs erzaehlt. Spaeter auf halber Hoehe des Anstiegs, der uns vom Meer trennt, stossen wir auf ein komplett ausgebranntes, ehemaliges UN-Haus. Nur noch die Buchstaben zeugen von der ehemaligen Nutzung. Gleich daneben haengt ein "Zu verkaufen"-Plakat. Ein groteskes Bild. Durch das Haus peitscht der Wind und erzeugt eine beklemmende Stimmung. Als wir uns spaeter oben am Berg befinden und den Blick ueber das Tal geniessen, sehen wir, wie alleine und von allen Seiten angreifbar das Haus steht.
Nach der berauschenden 20 km Abfahrt auf die andere Seite der Berge ist die Landschaft weiterhin karg und trocken. An der Seite der Strasse warnen Schilder vor Minenfeldern. Wir nehmen einen Fahrradweg in Richtung eines Sees, ein Auslaeufer des nahen Meeres, und fahren durch einzelne Doerfer mit alten Frauen und Huehnern, die einem das Gefuehl geben, ploetzlich entweder im letzten Jahrhundert oder weit entfernt in Afghanistan zu sein.
Am naechsten Tag erreichen wir endlich das ersehnte Meer. Auch in Zadar sind Kriegszerstoerungen allgegenwaertig. Wir kommen ueber Couchsurfing bei unglaublich netten Leuten unter. Die etwa 70 Jahre alten Eltern bekochen uns ohne Widerrede, als waeren wir ihre eigenen Kinder. Wir unterhalten uns in verschiedenen Sprachen und - fuer mich unerwartetes und persoenliches Highlight - erzaehlen dem Vater auf franzoesisch von den Freuden einer Fahrradreise.
Nachdem wir am naechsten Mittag zum Abschied einen halben selbstgebackenen Kuchen essen (und die andere Haelfte mitbekommen), starten wir in der abkuehlenden Abendsonne in Richtung Sueden. Wir machen Halt auf einem Campingplatz in einem absoluten Party- und Hotelressort (voellig unerwartet und ungeplant machen wir das Beste draus und schmeissen uns auch in die Party). Der naechste Tag ist wieder einmal unglaublich heiss. Wir leiden unter dem Restalkohol und der gnadenlosen Sonne und werden lediglich angetrieben von der Aussicht, am naechsten Morgen auf der Insel Hvar aufzuwachen. Kurz vor Split, wo sich der grosse Faehrhafen befindet, ergibt sich ein wunderbares Bild aus der ueber dem Meer untergehenden Sonne und den banlieuemaessigen Plattenbauten. Erst spaeter habe ich erfahren, dass Split auch eine schoene Altstadt besitzt.
Auf Hvar beginnt unser richtiger Urlaub, quasi ein Urlaub im Urlaub. Alltag raus, Kroatien rein! Die Seele baumeln lassen und mal ein paar Tage (am Ende ein knappe Woche) gar nichts machen... Wir geniessen den Abstand zu unseren Fahrraedern und die sportliche Abwechslung auf der Insel (schwimmen, wandern, klettern, segeln...).
Zum richtigen Zeitpunkt, als Regen im Anmarsch ist, fahren wir weiter. Ueber die Insel zurueck zum Festland, weg vom Meer und nach Bosnien. Die Landschaft ist ploetzlich, 20 km vor Bosnien, an der Meeresmuendung der Neretva, wahnsinnig fruchtbar. Es waechst so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Palmen, Schilf, Orangen, Aepfel, Pflaumen, Feigen, Wein etc... Wir versorgen uns unter den misstrauischen Blicken einer anwesenden Baeuerin mit Proviant und fahren nach Bosnien. Ein Land, das fuer mich sehr weit weg und nach Krieg klingt. Ein Land, das wahnsinnig unter den nationalistischen Bestrebungen von Kroaten und Serben gelitten und auch heute noch keine eigene Identitaet gefunden hat. Wir fahren durch den staerksten Gegenwind meines Lebens, so als wollte uns das Land zurueckweisen. Am Wegesrand gibt es ausser den ersten Moscheen nichts auffaelliges zu sehen. In Mostar erreichen wir unser Tagesziel. Man spuert den muslimischen Einfluss, es gibt Baklava und auf dem Basar orientalische Souvenirs zu kaufen. Das Wahrzeichen von Mostar (und Bosniens) ist die alte, unter osmanischer Herrschaft gebaute Bruecke ueber die Neretva. Unterhalb der Bruecke am Flussufer begutachten wir die professionellen Springer, noch im Unklaren darueber, dass von hier unsere Reise einen anderen Verlauf gehen sollte... Am Abend entscheiden wir mit jugendlichen Uebermut, auch am naechsten Morgen von der Bruecke zu springen. Bevor die Touristenscharen ankommenn, stehen wir bereits oben, mit dem Herz in der Hose. Bei Pascal und Leon geht mehr oder weniger alles gut, bei mir leider nur weniger. Der Aufprall auf dem Arsch fuehrt dazu, dass ich unter Schmerzen bis heute nicht ordentlich sitzen, geschweige denn lange Fahrrad fahren kann. Leon und Pascal fahren voraus und ich nehme zum ersten Mal auf der Reise notgedrungen den Zug nach Sarajevo. Hier habe ich leider ausser der Wohnung von Leons Eltern relativ wenig mitgenommen. Wirklich erstaunlich ist aber die enorme Menge an Moscheen in der Stadt. Wenn am Abend die Lichter ausgehen, sieht man ueberall in der Stadt verteilt die Lampen der Moscheetuerme. Im Kreise von Leons Familie erholen wir uns eine knappe Woche. Danach trennen sich erst einmal unsere Wege: Leon und Pascal nehmen den direkten Weg Richtung Osten nach Istanbul und ich nehme den Zug nach Belgrad. Hier kann ich mich weiter regenerieren, bis Fahrrad fahren wieder eine Option ist.
Waehrend also Leon und Pascal in Suedserbien bei Bauern uebernachten und von herumstreunenden Hunden ueberrascht werden, geniesse ich das Partyleben von Belgrad (so viel zu meiner Genesung...). Belgrad ist eine faszinierende Stadt. Die Haeuser sehen sehr sozialistisch aus, aber irgendwie praechtig. Zumindest im Zentrum nichts zu sehen von Marzahnplatte, sondern wirklich schoene sozialistische Fassaden. Die Stadt pulsiert und das Leben kennt keine Ruhe. Zu jeder Tageszeit trifft man Leute auf der Strasse, der Belgrader geht einfach gerne aus. Ueberhaupt haben sich Stereotype ueber den Serben nicht bewahrheitet. Die Menschen sind unglaublich offen, kommunikativ und hilfsbereit. Einzig die Vorbehalte gegenueber Kroaten oder Muslimen findet man bei bestimmten Leuten noch (Zitat eines Priesters auf der Strasse: "Ich mag alle Religionen, ausser die Muslime." Wir dachen, die Kroaten moege er nicht, weil sie Katholiken seien. "Nein nein, es gibt auch gute Katholiken. Aber die Kroaten haben 1941 eine Million Serben umgebracht...")
Es gefaellt mir so gut hier, dass ich den Aufenthalt schon einmal verlaengert habe. Morgen geht es trotzdem weiter, mit dem Zug runter zur bulgarischen Grenze, wo wir hoffentlich alle wieder zueinander finden...
Sonntag, 13. September 2009
Hier ein Tag wie jeder andere. Mit den gewöhnlichen Routinen und den täglichen Überraschungen
Tag 27
Um 5 Uhr kriechen wir aus unseren Schlafsäcken und rollen auf den 4 qm in routinierter Synchronbewegung die Matten und Schlafsäcke ein. Die Fahrräder werden aufgeschlossen, das Zelt mit wenigen geübten Handgriffen zusammengefaltet und eingepackt.Ohne größere Wortwechsel beladen wir die drei Esel. Etwas schlaftrunken und mit leerem Magen verlassen wir gegen 6 Uhr die taunasse Wiese.Die Felder scheinen noch unter ihrer Nebeldecke zu schlafen. Klamm von der Kälte treten wir starr vor uns hin und genießen den mystischen Anblick. mit dem mulmigen Unterbewusstsein, das einen an die schlummernden Minen unter den verwilderten Feldern erinnert.Wir durchstreifen eine unwirkliche fremde Welt bis die ersten Strahlen der Sonne die Wolken am Horizont durchbrechen und uns erweckende Wärme spenden.In Karlovac kaufen wir die drei obligatorischen Berliner (Pfannkuchen) und frühstücken angemessen ausgelassen, angesichts der 40 km, die wir bereits auf leeren Magen gefahren sind. Auf einer Parkbank auf dem Marktplatz wird das Frühstück zubereitet. Es gibt gebratenen Paprika und Bacon als Tagesspecial. Dazu das übliche Brot mit Wurst, Käse, Marmelade, Nutella, Tomaten und Gurke. Von jedem eines versteht sich.Auf der Strecke treffen wir ein Schweizer Pärchen, dass uns eine „insider“ Badestelle an der Mreznica, dem saubersten Fluß Kroatiens, verrät. In besagtem Dorf treffen wir nach längerer Suche auf einen Bauern, der zu unsrer Überraschung auf perfektem australischem Englisch den Weg zum Fluss beschreibt. Lange Rede kurzer Sinn. Unser Verlangen nach einer Abkühlung wird angesichts von fast 40°C unerträglich. Umso mehr genießen wir kurze Zeit später das kalte klare Wasser der Mreznica.
Nach einem kleinen Mittagbrunch entscheiden wir uns die Etappe auf einer kleinen Landstraße fortzuführen, die sich wenig später als zähe Berg-und-Tal-Schotterstraße entpuppt. Wir geraten in die absolute Provinz.
Plötzlich passieren wir die ersten Häuser mit Einschusslöchern. Der Krieg ist nicht lange her und das spüren wir ab hier immer öfter. Wir fahren durch ein verlassenes Dorf in dem wenige ältere Menschen neben halb fertiggebauten Häusern auf der einen Seite und Ruinen auf der anderen sitzen. Die karge Landschaft vor Slunj beeindruckt durch ihre kleinen Hügel, die aussehen als wären sie geplant gleichmäßig aufgeschüttet worden.
Wir kaufen uns im Dorfsupermarkt eineinhalb Liter Milch, die wir mit einer Banane, als improvisierten Shake zum Calcium-Ausgleich runterziehen.
In Slunj fließen Bäche und Wasserfälle direkt durch den Ort und unter den Häusern hindurch in die Korana. Der gleiche Fluss, der zu den Plitvicer Seen führt. Wir sind nicht die einzigen Touristen, die vom Anblick der alten Häusern und Mühlen zwischen den Bächen im Abendlicht begeistert sind. Einen Platz zum Schlafen bietet uns das naturgeschützte Gebiet leider nicht. Daher fragen wir bei einer nahe gelegenen Pension nach einem Stellplatz für unser Zelt. Die Pensionsbesitzerin willigt ohne Zweifel ein und besteht darauf, dass wir nichts zahlen. Zudem lässt sie uns auf ihrem Balkon mit ihrem Elektrogrill unser durchaus reichhaltiges Abendessen zubereiten. Als Fahrradreisender wird einem eben fast überall freundlich begegnet. Oder wie eine ältere, leicht esoterische Frau am Balaton meinte: „Bicycle people are better people“. Zu weiterem Austausch kommt es trotz einiger Versuche unsererseits leider nicht, was man aber auch von niemandem verlangen kann.
Wie üblich landen wir mit vollem Magen und müden Knochen um etwa 9 Uhr (!!!) im Bett. Leon macht den üblichen Mückencheck im Zelt und es dauert nicht mehr lange, bis auch die letzte Kopflampe aus ist.
Samstag, 12. September 2009
Mittwoch, 9. September 2009
Neues Webalbum
Sonntag, 23. August 2009
Samstag, 22. August 2009
Naegel mit Koepfen
Balaton, Zigeunerdoerfer und kroatische Schnaepse
Schoen war fuer uns, dass das Wildcampen in Ungarn relativ verbreitet und ueblich ist. Es gibt zudem eine enorme Anzahl an Fahrradfahrern, die die gut ausgebauten Fahrradwege am Balaton nutzen. Am zweiten Tag wachten wir vor dem Sonnenaufgang auf und genossen unser Fruehstueck mit der aufgehenden Sonne ueber dem See. Ein perfekter Start in den Tag...
Wir verabschiedeten uns vom See und gelangten Richtung Osten in den benachbarten Nationalpark, der fuer Fahrraeder eigentlich nur mit Erlaubnis befahrbar ist. Nach ca. 15 Minuten zeigte sich warum...
Es half alles nichts. Wir fragten bei einem Ungarn nach, ob es sich um die richtige Route handelte und seine Antwort war schlicht und einfach, "schwimmen und dann spaeter nach rechts...". Wir durchquerten erfolgreich den Fluss und der Weg nahm seinen Lauf durch den sehr schoenen Park. Im Anschluss fuhren wir auf dem Weg an die kroatische Grenze durch Zigeunerdoerfer, in denen grosse Familien mit deutlich dunklerer Hautfarbe vor ihren Haeusern im Garten sassen. Es war ein Gefuehl, wie durch eine Tuer in eine neue Welt zu stossen. Die Zigeuner durch den Nationalpark vom touristischen Balaton getrennt. Nach einer Fahrt durch die Industriestadt Nagykanisza ging es ueber ruhige Strassen mitploetzlich sehr schicken Ferienorten bis zu einem See etwa 30 km vor der ungarisch-kroatischen Grenze. Hier erholten wir uns von der bruellenden Sonne.
Am naechsten Tag stiessen wir auf uns erste "richtige" Grenze mit zwei Grenzkontrollen. Wir bekamen einen Pass in den Stempel und das erste kroatische Grundvokabular mit auf den Weg. In Kroatien waren genauso viele Maisfelder wie auf ungarischer Seite, ueberwiegend mit Gensamen von Pioneer oder BASF ("The chemical company") genutzt. Viele Leute in den Doerfern freuten sich ueber vorbeifahrende Radfahrer. Nicht so zwei Hunde, die uns ca. 500 m durchs Dorf jagten, und die Polizei, die uns bei unserer Mittagspause im Park die Paesse zur Kontrolle etwa 10 Minuten abnahm. Das Etappenziel Zagreb rueckte naeher und das Tempo wurde schneller. Wie schon bei den Grossstaedten zuvor gerieten wir etwa 25 km vor Zagreb in einen Rausch und absolvierten sie bei fast 35 Stundenkilometern im Sprint...
In Zagreb erwarteten uns Kruno und Marina, Freunde von Angela, die in ihrem Garten fuer uns das gewohnte Feierabendbier hatten. Spaeter kamen Freunde von ihnen vorbei, es gab Cevapcici und im Fernsehen lief Dynamo Zagreb gegen Hearts of Midlothian (4:0 zur Freude aller Kroaten)... Am naechsten Tag konnten wir in eigenen Betten (!) endlich wieder ausschlafen und genossen ein zivilisiertes Fruehstueck am Tisch mit eigener Tasse, eigenem Teller und eigenem Messer, ohne sich um den morgendlichen Kollektivkaffee zu streiten. Anstatt direkt ins Zentrum zu fahren, halfen wir noch schnell als deutsche Gastarbeiter mit beim Hereintragen von 5 Tonnen Briketts fuer den Winter...
Nach getaner Arbeit fuhren wir gemeinsam in die sympathische und ueberschaubare Altstadt. Ein glueckliches Privileg von einheimischen Kroaten herumgefuehrt zu werden. Spaeter trafen wir auf einen anderen Freund von Angela, der uns mit dem Nachtleben in Zagreb bekannt machte. Es gab lokales Bier und viele lokale Schnaepse...
Sonntag, 16. August 2009
Sozialismus, Kapitalismus, verlassene Grenzen und unsere erste Nachtfahrt
Ca. 50 km hinter Prag stiessen wir zufaellig auf den Radweg "Green Ways Praha - Vienna". Dieser Weg leitet einen ueber Nebenstrassen und Waldwege, durch Doerfer und vorbei an lokalen Sehenswuerdigkeiten. Man kommt zwar nicht auf den schnellsten Weg am Ziel an, sieht aber dafuer ausserordentlich schoene Wege und Landschaften. Der Weg war ein absoluter Gluecksfall und bisher der schoenste Radweg, den wir gefunden haben. Man trifft im Gegensatz zum Donauradweg nur relativ wenig Radreisende. Die bisher einzigen, mit denen wir uns unterhielten, waren 4 Franzosen. Vollgepackt ohne Ende war klar, dass sie einen laengeren Weg haben wuerden. Dass er auch ueber Istanbul fuehrt, hatten wir aber trotzdem nicht erwartet...
Zwei Tage nach Prag erreichten wir nach einer horrend langen Etappe voellig erschoepft einen im Wald versteckten Campingplatz. Schlicht gehalten mit Wellblechhuetten sowie abendlichen Alleinunterhaltung mit Keyboard und tschechischen Klassikern. Irgendwie nett und mit Ostcharme. Unsere naechste Etappe endete nach einigen Bergen wiederum auf einem Campingplatz. Dieses Mal der kapitalistische Gegenentwurf. Volles Partyprogramm mit riesiger Konzertbuehne, VIP-Zelt und Feuerwerk ueber den See. An einem Tag vom Sozialismus zum Kapitalismus. Wer hat das schon geschafft?
Ausgeschlafen fuhren wir am naechsten Tag weiter, mit dem bescheidenen Ziel in Oesterreich anzukommen. Die Grenze war die vielleicht schoenste der bisherigen Reise. Ein verlassener Sandweg, wo man nach einer Weile auf ein Schild mit der Aufschrift "Europaplatz" stoesst. Der Sandweg fuehrt danach als recht praechtige Birkenallee weiter. Damit auch jeder weiss, dass er in Oesterreich angekommen ist... Wir schliefen im Garten eines alten Zollhauses, das als Hotel umfunktioniert wurde. Um ein Bier und Wein mit den einheimischen Gaesten kamen wir nicht rum, was sich aber als sehr unterhaltsam herausstellte...
Die folgende Etappe ging im Express bis nach Wien, wo wir einem Abend auf einem Campingplatz und den anderen bei einem Couchsurfer schliefen. Der Wiener an sich stellte sich als sehr kommunikativ, hilfsbereit und freundlich heraus. Nach einer schnellen, aber eher langweiligen Etappe auf dem Donauradweg und einer Nacht im schmucken, aber von Touristen ueberlaufenen Bratislava fuehrte unsere Route weiter durch Ungarn in Richtung Zagreb.
Nach ca. 60 eher schleppenden Kilometern auf Landstrassen und dem Donauradweg machten wir halt in Mosónmagyovar. Wir schlugen uns die Baeuche voll und entschieden uns spontan, motiviert von der kurzen Entfernung, direkt durch die Nacht nach Budapest zu fahren! Auf dieser hatten wir einige interessante Begegnungen mit lokalen Ungarn...
Erste Begegnung in Györ, waehrend wir wieder einmal planlos an einer Ecke standen. Ein Mann, der eher nach Bettler aussah, sich dann aber als ortskundiger Touristenfuehrer herausstellte. Er erklaerte uns den Weg nach Budapest und gab uns eine Touristenkarte mit auf den Weg. Ohne ihn haette unsere ambitionierte Nachtfahrt unter Umstaenden ein fruehes Ende gefunden. Zweite Begegnung kurze Zeit spaeter an der Ortsausfahrt von Györ, als wir wieder einmal relativ planlos hin und her fuhren. Eine aeltere Frau, die auf uns beim Zigarettenkauf aufmerksam wurde, uns buchstaeblich an der Hand nahm und abermals den Weg nach Budapest erklaerte. Beide sprachen sehr gut Deutsch und waren kaum ueberrascht ueber unser Vorhaben, durch die Nacht zu fahren. Naechste Begegnung vor einem Strassenschild mit der Kilometeranzahl nach Budapest. Ein besoffener Mann, der von uns beim Versuch, ein Foto zu schiessen, aufgehalten wurde. Aus der einfachen Frage entwickelt sich eine unterhaltsame Unterhaltung ueber Sprachbarrieren und Verstaendigungsschwierigkeiten hinweg. Er schien uns gerne zu moegen, Pascal ganz besonders...
Weiter ging es in Richtung Budapest auf dem Radweg, der schon bald sein Ende nahm und uns auf einer Strasse ausliess, wo Fahrradfahrer offiziell verboten sind. Wir fuhren etliche Male hin und her und suchten den Weg dann im Wald. Nach kurzer Zeit und riesigen Schlagloechern stiessen auf vereinzelte Lichter. 3 Angler an der Donau! Als sie uns sahen und von unserer Idee hoerten, kamen sie aus dem Lachen nicht mehr heraus, ladeten uns auf einen "Colorado Cocktail" (Balatonwein mit Soda) ein und versuchten uns auf unserer Route weiterzuhelfen. Wieder einmal eine schoene und lustige Begegnung ohne eine gemeinsame Sprache zu finden.
Angeheitert und aufgewaermt fuhren wir weiter. Die Nacht war mittlerweile tief fortgeschritten. Wie in Trance mit Akkus und Kopfleuchten heizten wir ueber die Landstrasse. Leider war der Weg nach Budapest doch zu lang fuer eine Etappe, weswegen wir ein paar Stunden in Komárom auf einem Campingplatz schliefen und am naechsten Morgen im aufkommenden Regen weiterfuhren.
Mit grosser Freude kamen wir in Budapest an, schlugen uns wieder einmal die Baeuche voll und erholten uns in der Wohnung von Bence (aus dem Chamaeleon). Budapest ist der Hammer! Der Umweg hat sich jetzt schon gelohnt, wir haben die Stadt aufgesaugt und ein bisschen das Nachtleben ausprobiert. Der zweite Abend fuehrte uns in grosser Euphorie zum Sziget, wo wir gerade noch rechtzeitig zum Konzert von Babylon Circus ankamen...
Heute erholen wir uns von den letzten Etappen und naechtlichen Touren. Morgen geht dann der "Alltag" wieder los. Die Route wird uns wahrscheinlich am Balaton vorbei in Richtung Zagreb fuehren...
Zitat der Woche
"Kennt ihr den Prominentenpark?"
"Nein, wir waren nur einanderthalb Tage da."
"Den Sexpoark?"
"Naa, des is a Puff."
"I woa nur 2 Tage dort und hoab 16 Frauen geschustert. Danach musst i wieder zur Frau. Waer i laenger geblieben, waer sie misstrauisch geworden."
Montag, 10. August 2009
Jan und die totale Destruktion
Wir fahren mit Bus und Bahn frustriert zurück nach Prag und bringen das Fahrrad am nächsten Tag in die Reparatur...
Montag, 3. August 2009
Erster Kompass geht an Leon
Polen und Tschechien
dachten wir uns, nachdem wir kuzerhand auf einer Wiese in der unmittelbaren Naehe eines Dorffestes verschwinden mussten. Etwa 2 Stunden zuvor befanden wir uns noch euphorisch nach ueberstandener erster Bergetappe mit Ankunft in einem Dorffest mit "NewOrleansBlues" und vermeintlich perfekter Idylle auf einer weitlaeufigen Wiese. Die wurde leider irgendwann durch ein von einem Feldweg ankommendes Auto gestoert. Aus diesem stieg jedoch niemand aus, sondern man sah lediglich schemenhaft jugendliche Gestalten am Rauchen. Nach einer gefuehlten Ewigkeit des Duckens und Abwartens stieg irgendwann einer aus, nur um genauso ueberrascht wie wir festzustellen, dass sie nicht die Einzigen auf der Wiese waren... Unser "Versteck" erschien uns troz allem nicht mehr wirklich sicher, so dass wir in Finsternis die Strasse weiterfuhren...
Drei Tage vorher...
Nach einer Nacht ohne Schlaf vor unserer Abfahrt und einer Nacht mit wenig Schlaf am Katjasee machten wir uns am Nachmittag auf den Weg Richtung Polen. Die Stimmung war gut, vermischt mit leichter Aufgeregtheit, was uns wohl erwarten wuerde, und leichter Wehmut, alle nach Berlin zurueckfahren zu sehen.
Nach einigen Stunden am etwas lahmen Oder-Radweg ueberquerten wir die Grenze und schlugen im Dunkeln unser erstes Lager zwischen zwei Feldern auf. Eine schoene Nacht unter klaren Sternenhimmel. Ausgeschlafen ging es weiter Richtung Osten... Wohl kaum werde ich vergessen, wie Leon und ich in einem klitzekleinen Tante-Emma-Laden in einem Dorf in Polen eintraten, um Wasser zu kaufen. Lange Gesichter, so als daechten sie: "Wer sind diese Leute und was wollen die hier in ihren engen Astronautenkostuemen?..." Ein Gefuehl, als traefen wir als ungeladene Gaeste auf einer Hochzeit ein. Als ich mich danach von oben nach unten betrachtete, wusste ich warum. Was fuer ein Kontrast zu der Lebenswelt der Leute im Dorf...!
Nach einer insgesamt vor allem fuer mich strapazioesen Etappe mit einem Schlafort in einem Mueckenressort entschieden wir uns am naechsten Morgen kurzerhand, die Route zu aendern und nicht nach Krakau, sondern direkt Richtung Sueden zu fahren. Der Weg war einfach etwas zu lang gewaehlt, um noch Zeit fuer andere Dinge als Fahrrad fahren zu finden.
Auf den naechsten Stationen folgte denn auch ein Highlight nach dem anderen. Atemberaubende Landschaften, verschlafene Doerfer und zerfallene Burgruinen. Eigentlich wollten wir direkt ueber die Grenze nach Tschechien fahren, blieben dann aber auf einem Oekofestival etwa 10km davor haengen... Leckeres Essen (ueberwiegend umsonst fuer uns), grosse Gastfreundschaft, unglaublich nette Menschen und eine erstaunliche Mischung von Hippies und Traditionen. Nicht einfach fiel uns der Abschied am naechsten Tag. Doch die naechste Etappe wurde eigentlich noch schoener. Sie fuehrte uns zum ersten potenten Berg und rein ins naechste Fest, dieses Mal auf tschechischer Seite...
Mittlerweile sind wir in Prag angelangt, geniessen unseren ersten Ruhetag, lassen die Muskeln sich erholen und versuchen die erlebten Ereignisse zu verarbeiten... Der Plan ist, morgen weiter Richtung Wien und Bratislava zu fahren. Ob es wirklich so kommen wird, weiss man nicht. Bisher hat sich gezeigt, dass Plaene in erster Linie dazu da sind, sie wieder ueber den Haufen zu werfen...
Abgesehen von zwei Speichenbruechen, einem Platten und insgesamt drei Kettenrissen laufen die Fahrraeder auch noch wie eine Eins. Sie sehen nicht nur aus wie Motorraeder, sie fahren sich auch ein bisschen so, nur ohne Motor. Etwas langsam im Antritt und behaebig in der Beweglichketi schiessen sie die Strassen entlang, wenn sie einmal Fahrt aufgenommen haben...
Aufgeschnappt
Grosse Augen oder einfach nur Unverstaendnis bekommt man haeufig, wenn man von unserem Vorhaben berichtet. In Polen kam noch ein weiterer Aspekt dazu: die Moslems!
Als Reaktion auf unser Reiseziel entgegnete uns ein Herr vor einem Supermarkt in Polen:"ZU DEN MOSLEMS? Habt ihr auch Gewehr und Pistole dabei?" Einen Tag spaeter rief uns unser Kumpel Luka nach einem Oekofestival lachend hinterher "When you're in Istanbul, tell the moslems to go away from Europe!"...
Kompass der Woche
Dienstag, 28. Juli 2009
Es geht los!
Was passiert, wenn drei verpeilte Typen mit dem Fahrrad und den Taschen voll nach Istanbul fahren, werden die nächsten Wochen zeigen...
Die Stimmung ist jedenfalls großartig!
Viel Spaß beim Lesen der Berichte sowie dem Anschauen der Bilder, Videos und Routen...
Pascal&Leon&Jan
Sonntag, 26. Juli 2009
Vorhaben
Zu dritt mit den Rädern ohne weitere Hilfsmittel bis nach Istanbul! Dabei soll die türkische Metropole nicht auf direktem Wege angesteuert, sondern Land gesehen und Leute kennengelernt werden. Von den zumeist ruralen Regionen versprechen wir uns mehr Kontakt als von touristischen Attraktionen oder Großstädten.
Warum?
Durch die EU-Osterweiterung eröffnet sich uns die Möglichkeit, ohne institutionelle und formelle Barrieren durch den Balkan zu reisen und damit deren Kulturen und Lebensformen kennenzulernen. Istanbul als Endpunkt der Reise schließt den Kreis.
Wir haben gezielt das Fahrrad als Fortbewegungsmittel gewählt, da wir uns auf diese Weise durchgängig in der Natur aufhalten sowie durch die eigenständige Bewältigung der Strecke Entfernungen bewusster wahrnehmen. Demgemäß verzichten wir auch auf andere mobile Hilfsmittel wie das Auto oder den Zug.
Sonntag, 12. Juli 2009
Die Route
Die Route wird uns erst durch Polen Richtung Krakau führen. In Polen gelangen wir sofort in ländliche Gefilde, durchkreuzen verlassene Tagebaue, gewinnen Abstand zu Berlin, legen einen Zwischenstopp in einer vielversprechenden kosmopoliten Stadt ein und passieren die ersten hohen Berge in den Karpaten...
Sobald wir diese hinter uns lassen, winkt die nächste Metropole: Budapest! Dort ein paar Leute besucht, wird der nächste Schlenker eingelegt... Es winkt das Meer, mindestens genauso faszinierend wie die Berge... Wenn alles klappt, überqueren wir dort die Inselgruppen, rauschen in brütender Hitze die Küstenstraße entlang und suchen eine Lücke in der dichten Berggrenze zu Bosnien. Wenn diese gefunden ist, haben wir fast schon Sarajevo erreicht...
Pausentee! Bergfest! Kräfte tanken, Wäsche waschen und sich neu orientieren bei Leons Eltern. Von nun an beginnt der wohl unbekannteste Abschnitt der Reise. Hier helfen uns nur noch Tipps von Anwohnern, Hinweise von Weggefährten oder die simple Kompassnadel... Es soll erst einmal raus aus den Bergen in Richtung Belgrad gehen. Laut Lonely Planet eine DER Partymetroploen Osteuropas. Solange wir keine Probleme mit Landminen, Zigeunern, korrupten Polizisten oder waghalsigen LKW-Fahrern bekommen sollten, erreichen wir danach nach 2 Monaten Strapazen, aber auch atemberaubenden Landschaften sowie liebenswürdigen Menschen die Türkei und mit ihr den Bosporus.
Merhaba Istanbul! Nasilsin???
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