Dienstag, 29. September 2009

Der Bosporus

Ich fass mich kurz: Wir sind vor ein paar Stunden heil und unversehrt in Istanbul angekommen!!! Die Etappe war die schnellste und laengste der ganzen Tour und Fahrrad fahren in Istanbul ist an sich ein Ding der Unmoeglichkeit. Umso groesser ist die Freude und Erleichterung, es geschafft zu haben!
Mehr dazu in den naechsten Tagen...

Dienstag, 22. September 2009

Die Tunnel Serbiens



Viele der Tunnel haben keine Beleuchtung oder sie ist ausgefallen. Oft tropft es von den Decken und man fuehlt sich wie in ein Tropfsteinhoehle. Mit dem Unterschied, dass sich die Kehle nach der Durchfahrt, aufgrund der fehlenden Lueftung, eher oelig und rußig anfuehlt.

Als ich mit Pascal einen betonierten Passtunnel hinter Sarajevo durchquerte kam ein Lasterfahrer auf die Idee zu hupen (was durchaus die eine uebliche Form der Anerkennung darstellt) und blies uns durch den enormen Hall fast von den Raedern.
tjaja man erlebt so einiges...

Pressespiegel - Croatian Press

We just got our first press reference in THE croatian online newspaper! Our friend Kruno was so kind to write about our trip and to choose our nicest picture for the title...;) Even though we don't understand much of the content we feel honoured and flattered!

Mittwoch, 16. September 2009

Alltag raus, Kroatien rein, Kriegserfahrungen und Jans totale Destruktion Teil 2

Kroatien war das Urlaubsland! Ab Zagreb gab es nur noch wenige "alltaegliche" Tage. Einfach auch aus dem Grund, dass in Kroatien nichts mehr alltaeglich war. Viel zu viel Abwechslung und Impressionen, so dass am Abend der Kopf erst einmal schwer zu arbeiten hatte. Auf dem Balkan wurde das war, was ich auch schon vorher gehoert hatte. Die Landschaft veraendert sich alle paar Stunden (auf dem Fahrrad, versteht sich!) komplett.
Aber nochmal eins nach dem anderen...
Nach unserer letzten beschriebenen "Alltags"-Etappe nach Slunj geht es am naechsten Morgen in gewohnter Fruehe VOR dem Sonnenaufgang in Richtung Plitvicer Seen. Das Panorama ist ueberwaeltigend, mit einem gluehenden Feuerball ueber den nebligen Taelern. Leicht zermatscht kommen wir vormittags im Park an. Die ersten Schritte fallen wirklich schwer, das Laufen fast verlernt, greifen wir immer wieder zu unsrer Fahrradflasche... Der Park an sich ist ueberwaeltigend! Das Wasser kristallklar, so klar wie ich einen See noch nie gesehen hatte, und die Natur ueppig und gruen. Die himmelblauen Seen vor den Bergen ergeben ein praechtiges Bild. Kein Wunder, dass ausgerechnet hier Winnetou gedreht wurde...
Wir verbringen fast den ganzen Tag im Park und fahren am Abend erschoepft von ungewohnter Belastung in den naechsten Ort zum Essen. Dort treffen auf zwei radreisende Franzosen. Sie sind praktisch genauso ausgeruestet und unterwegs wie wir. Als wir am Abend gemeinsam in gewohnter Routine auf dem Feld unsere Zelte aufbauen, ist es, als wuerde man sich selbst im Spiegel sehen.
Am naechsten Morgen ist der Nebel absolut dicht und der Boden klatschnass vom Tau. Wir kriechen aus dem Zelt und brechen, nachdem Leon seinen am Vortag im Restaurant vergessenen Helm aus dem Muelleimer gefischt hat (!), zu der wohl aufregendsten Etappe der Reise auf... Innerhalb kurzer Zeit ist von morgendlicher Kuehle genauso wenig zu spueren wie von gruener, opulenter Natur. Es breitet sich vor uns eine weite und karge Steppe aus, die weit weg von den Bergen eingegrenzt wird. Gut kann man sich vorstellen, wie hier eine Horde Pferde entlang prischt... Schattenmoeglichkeiten gibt es kaum noch. Spaeter laeuft der Schweiss in Stroemen und man fuehlt sich fast wie in der Wueste. Die einzigen Menschen, die wir auf der Strecke sehen, sind die Verkaeufer lokaler Produkte, die alle 100 Meter ihre kleinen Staende aufgebaut haben. Dem Sonnenstich nahe kommen wir in der Mittagssonne in Gracac an. Mittagspause machen wir im Schatten einer zerstoerten Bushaltestelle. Die Stadt ist absolut gezeichnet von den Kriegszerstoerungen. Die ehemaligen Hotels haben geschlossen und verfallen in sich, an den Haeusern sieht man die Einschussloecher. Es herrscht absolute Tristesse. Wir unterhalten uns kurz mit einem Alkoholiker, der frueher eimal Sportlehrer war, und einem Jungen unseren Alters, der von seinen vielen Fluchten waehrend des Kriegs erzaehlt. Spaeter auf halber Hoehe des Anstiegs, der uns vom Meer trennt, stossen wir auf ein komplett ausgebranntes, ehemaliges UN-Haus. Nur noch die Buchstaben zeugen von der ehemaligen Nutzung. Gleich daneben haengt ein "Zu verkaufen"-Plakat. Ein groteskes Bild. Durch das Haus peitscht der Wind und erzeugt eine beklemmende Stimmung. Als wir uns spaeter oben am Berg befinden und den Blick ueber das Tal geniessen, sehen wir, wie alleine und von allen Seiten angreifbar das Haus steht.
Nach der berauschenden 20 km Abfahrt auf die andere Seite der Berge ist die Landschaft weiterhin karg und trocken. An der Seite der Strasse warnen Schilder vor Minenfeldern. Wir nehmen einen Fahrradweg in Richtung eines Sees, ein Auslaeufer des nahen Meeres, und fahren durch einzelne Doerfer mit alten Frauen und Huehnern, die einem das Gefuehl geben, ploetzlich entweder im letzten Jahrhundert oder weit entfernt in Afghanistan zu sein.
Am naechsten Tag erreichen wir endlich das ersehnte Meer. Auch in Zadar sind Kriegszerstoerungen allgegenwaertig. Wir kommen ueber Couchsurfing bei unglaublich netten Leuten unter. Die etwa 70 Jahre alten Eltern bekochen uns ohne Widerrede, als waeren wir ihre eigenen Kinder. Wir unterhalten uns in verschiedenen Sprachen und - fuer mich unerwartetes und persoenliches Highlight - erzaehlen dem Vater auf franzoesisch von den Freuden einer Fahrradreise.
Nachdem wir am naechsten Mittag zum Abschied einen halben selbstgebackenen Kuchen essen (und die andere Haelfte mitbekommen), starten wir in der abkuehlenden Abendsonne in Richtung Sueden. Wir machen Halt auf einem Campingplatz in einem absoluten Party- und Hotelressort (voellig unerwartet und ungeplant machen wir das Beste draus und schmeissen uns auch in die Party). Der naechste Tag ist wieder einmal unglaublich heiss. Wir leiden unter dem Restalkohol und der gnadenlosen Sonne und werden lediglich angetrieben von der Aussicht, am naechsten Morgen auf der Insel Hvar aufzuwachen. Kurz vor Split, wo sich der grosse Faehrhafen befindet, ergibt sich ein wunderbares Bild aus der ueber dem Meer untergehenden Sonne und den banlieuemaessigen Plattenbauten. Erst spaeter habe ich erfahren, dass Split auch eine schoene Altstadt besitzt.
Auf Hvar beginnt unser richtiger Urlaub, quasi ein Urlaub im Urlaub. Alltag raus, Kroatien rein! Die Seele baumeln lassen und mal ein paar Tage (am Ende ein knappe Woche) gar nichts machen... Wir geniessen den Abstand zu unseren Fahrraedern und die sportliche Abwechslung auf der Insel (schwimmen, wandern, klettern, segeln...).
Zum richtigen Zeitpunkt, als Regen im Anmarsch ist, fahren wir weiter. Ueber die Insel zurueck zum Festland, weg vom Meer und nach Bosnien. Die Landschaft ist ploetzlich, 20 km vor Bosnien, an der Meeresmuendung der Neretva, wahnsinnig fruchtbar. Es waechst so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Palmen, Schilf, Orangen, Aepfel, Pflaumen, Feigen, Wein etc... Wir versorgen uns unter den misstrauischen Blicken einer anwesenden Baeuerin mit Proviant und fahren nach Bosnien. Ein Land, das fuer mich sehr weit weg und nach Krieg klingt. Ein Land, das wahnsinnig unter den nationalistischen Bestrebungen von Kroaten und Serben gelitten und auch heute noch keine eigene Identitaet gefunden hat. Wir fahren durch den staerksten Gegenwind meines Lebens, so als wollte uns das Land zurueckweisen. Am Wegesrand gibt es ausser den ersten Moscheen nichts auffaelliges zu sehen. In Mostar erreichen wir unser Tagesziel. Man spuert den muslimischen Einfluss, es gibt Baklava und auf dem Basar orientalische Souvenirs zu kaufen. Das Wahrzeichen von Mostar (und Bosniens) ist die alte, unter osmanischer Herrschaft gebaute Bruecke ueber die Neretva. Unterhalb der Bruecke am Flussufer begutachten wir die professionellen Springer, noch im Unklaren darueber, dass von hier unsere Reise einen anderen Verlauf gehen sollte... Am Abend entscheiden wir mit jugendlichen Uebermut, auch am naechsten Morgen von der Bruecke zu springen. Bevor die Touristenscharen ankommenn, stehen wir bereits oben, mit dem Herz in der Hose. Bei Pascal und Leon geht mehr oder weniger alles gut, bei mir leider nur weniger. Der Aufprall auf dem Arsch fuehrt dazu, dass ich unter Schmerzen bis heute nicht ordentlich sitzen, geschweige denn lange Fahrrad fahren kann. Leon und Pascal fahren voraus und ich nehme zum ersten Mal auf der Reise notgedrungen den Zug nach Sarajevo. Hier habe ich leider ausser der Wohnung von Leons Eltern relativ wenig mitgenommen. Wirklich erstaunlich ist aber die enorme Menge an Moscheen in der Stadt. Wenn am Abend die Lichter ausgehen, sieht man ueberall in der Stadt verteilt die Lampen der Moscheetuerme. Im Kreise von Leons Familie erholen wir uns eine knappe Woche. Danach trennen sich erst einmal unsere Wege: Leon und Pascal nehmen den direkten Weg Richtung Osten nach Istanbul und ich nehme den Zug nach Belgrad. Hier kann ich mich weiter regenerieren, bis Fahrrad fahren wieder eine Option ist.
Waehrend also Leon und Pascal in Suedserbien bei Bauern uebernachten und von herumstreunenden Hunden ueberrascht werden, geniesse ich das Partyleben von Belgrad (so viel zu meiner Genesung...). Belgrad ist eine faszinierende Stadt. Die Haeuser sehen sehr sozialistisch aus, aber irgendwie praechtig. Zumindest im Zentrum nichts zu sehen von Marzahnplatte, sondern wirklich schoene sozialistische Fassaden. Die Stadt pulsiert und das Leben kennt keine Ruhe. Zu jeder Tageszeit trifft man Leute auf der Strasse, der Belgrader geht einfach gerne aus. Ueberhaupt haben sich Stereotype ueber den Serben nicht bewahrheitet. Die Menschen sind unglaublich offen, kommunikativ und hilfsbereit. Einzig die Vorbehalte gegenueber Kroaten oder Muslimen findet man bei bestimmten Leuten noch (Zitat eines Priesters auf der Strasse: "Ich mag alle Religionen, ausser die Muslime." Wir dachen, die Kroaten moege er nicht, weil sie Katholiken seien. "Nein nein, es gibt auch gute Katholiken. Aber die Kroaten haben 1941 eine Million Serben umgebracht...")
Es gefaellt mir so gut hier, dass ich den Aufenthalt schon einmal verlaengert habe. Morgen geht es trotzdem weiter, mit dem Zug runter zur bulgarischen Grenze, wo wir hoffentlich alle wieder zueinander finden...

Sonntag, 13. September 2009

Hier ein Tag wie jeder andere. Mit den gewöhnlichen Routinen und den täglichen Überraschungen

Tag 27

Um 5 Uhr kriechen wir aus unseren Schlafsäcken und rollen auf den 4 qm in routinierter Synchronbewegung die Matten und Schlafsäcke ein. Die Fahrräder werden aufgeschlossen, das Zelt mit wenigen geübten Handgriffen zusammengefaltet und eingepackt.Ohne größere Wortwechsel beladen wir die drei Esel. Etwas schlaftrunken und mit leerem Magen verlassen wir gegen 6 Uhr die taunasse Wiese.Die Felder scheinen noch unter ihrer Nebeldecke zu schlafen. Klamm von der Kälte treten wir starr vor uns hin und genießen den mystischen Anblick. mit dem mulmigen Unterbewusstsein, das einen an die schlummernden Minen unter den verwilderten Feldern erinnert.Wir durchstreifen eine unwirkliche fremde Welt bis die ersten Strahlen der Sonne die Wolken am Horizont durchbrechen und uns erweckende Wärme spenden.In Karlovac kaufen wir die drei obligatorischen Berliner (Pfannkuchen) und frühstücken angemessen ausgelassen, angesichts der 40 km, die wir bereits auf leeren Magen gefahren sind. Auf einer Parkbank auf dem Marktplatz wird das Frühstück zubereitet. Es gibt gebratenen Paprika und Bacon als Tagesspecial. Dazu das übliche Brot mit Wurst, Käse, Marmelade, Nutella, Tomaten und Gurke. Von jedem eines versteht sich.Auf der Strecke treffen wir ein Schweizer Pärchen, dass uns eine „insider“ Badestelle an der Mreznica, dem saubersten Fluß Kroatiens, verrät. In besagtem Dorf treffen wir nach längerer Suche auf einen Bauern, der zu unsrer Überraschung auf perfektem australischem Englisch den Weg zum Fluss beschreibt. Lange Rede kurzer Sinn. Unser Verlangen nach einer Abkühlung wird angesichts von fast 40°C unerträglich. Umso mehr genießen wir kurze Zeit später das kalte klare Wasser der Mreznica.

Nach einem kleinen Mittagbrunch entscheiden wir uns die Etappe auf einer kleinen Landstraße fortzuführen, die sich wenig später als zähe Berg-und-Tal-Schotterstraße entpuppt. Wir geraten in die absolute Provinz.

Plötzlich passieren wir die ersten Häuser mit Einschusslöchern. Der Krieg ist nicht lange her und das spüren wir ab hier immer öfter. Wir fahren durch ein verlassenes Dorf in dem wenige ältere Menschen neben halb fertiggebauten Häusern auf der einen Seite und Ruinen auf der anderen sitzen. Die karge Landschaft vor Slunj beeindruckt durch ihre kleinen Hügel, die aussehen als wären sie geplant gleichmäßig aufgeschüttet worden.

Wir kaufen uns im Dorfsupermarkt eineinhalb Liter Milch, die wir mit einer Banane, als improvisierten Shake zum Calcium-Ausgleich runterziehen.

In Slunj fließen Bäche und Wasserfälle direkt durch den Ort und unter den Häusern hindurch in die Korana. Der gleiche Fluss, der zu den Plitvicer Seen führt. Wir sind nicht die einzigen Touristen, die vom Anblick der alten Häusern und Mühlen zwischen den Bächen im Abendlicht begeistert sind. Einen Platz zum Schlafen bietet uns das naturgeschützte Gebiet leider nicht. Daher fragen wir bei einer nahe gelegenen Pension nach einem Stellplatz für unser Zelt. Die Pensionsbesitzerin willigt ohne Zweifel ein und besteht darauf, dass wir nichts zahlen. Zudem lässt sie uns auf ihrem Balkon mit ihrem Elektrogrill unser durchaus reichhaltiges Abendessen zubereiten. Als Fahrradreisender wird einem eben fast überall freundlich begegnet. Oder wie eine ältere, leicht esoterische Frau am Balaton meinte: „Bicycle people are better people“. Zu weiterem Austausch kommt es trotz einiger Versuche unsererseits leider nicht, was man aber auch von niemandem verlangen kann.

Wie üblich landen wir mit vollem Magen und müden Knochen um etwa 9 Uhr (!!!) im Bett. Leon macht den üblichen Mückencheck im Zelt und es dauert nicht mehr lange, bis auch die letzte Kopflampe aus ist.

Samstag, 12. September 2009

Mittwoch, 9. September 2009

Neues Webalbum


Ab jetzt gibt es ein neues Webalbum mit einer größeren Auswahl all unserer Reisebilder. Dieses kann nun, im Header, unter dem Link "Bilder" aufgerufen werden. Viel Spaß beim anschauen.