Montag, 3. August 2009

Polen und Tschechien

Das Leben des Vagabunden ist kein leichtes...

dachten wir uns, nachdem wir kuzerhand auf einer Wiese in der unmittelbaren Naehe eines Dorffestes verschwinden mussten. Etwa 2 Stunden zuvor befanden wir uns noch euphorisch nach ueberstandener erster Bergetappe mit Ankunft in einem Dorffest mit "NewOrleansBlues" und vermeintlich perfekter Idylle auf einer weitlaeufigen Wiese. Die wurde leider irgendwann durch ein von einem Feldweg ankommendes Auto gestoert. Aus diesem stieg jedoch niemand aus, sondern man sah lediglich schemenhaft jugendliche Gestalten am Rauchen. Nach einer gefuehlten Ewigkeit des Duckens und Abwartens stieg irgendwann einer aus, nur um genauso ueberrascht wie wir festzustellen, dass sie nicht die Einzigen auf der Wiese waren... Unser "Versteck" erschien uns troz allem nicht mehr wirklich sicher, so dass wir in Finsternis die Strasse weiterfuhren...

Drei Tage vorher...

Nach einer Nacht ohne Schlaf vor unserer Abfahrt und einer Nacht mit wenig Schlaf am Katjasee machten wir uns am Nachmittag auf den Weg Richtung Polen. Die Stimmung war gut, vermischt mit leichter Aufgeregtheit, was uns wohl erwarten wuerde, und leichter Wehmut, alle nach Berlin zurueckfahren zu sehen.
Nach einigen Stunden am etwas lahmen Oder-Radweg ueberquerten wir die Grenze und schlugen im Dunkeln unser erstes Lager zwischen zwei Feldern auf. Eine schoene Nacht unter klaren Sternenhimmel. Ausgeschlafen ging es weiter Richtung Osten... Wohl kaum werde ich vergessen, wie Leon und ich in einem klitzekleinen Tante-Emma-Laden in einem Dorf in Polen eintraten, um Wasser zu kaufen. Lange Gesichter, so als daechten sie: "Wer sind diese Leute und was wollen die hier in ihren engen Astronautenkostuemen?..." Ein Gefuehl, als traefen wir als ungeladene Gaeste auf einer Hochzeit ein. Als ich mich danach von oben nach unten betrachtete, wusste ich warum. Was fuer ein Kontrast zu der Lebenswelt der Leute im Dorf...!
Nach einer insgesamt vor allem fuer mich strapazioesen Etappe mit einem Schlafort in einem Mueckenressort entschieden wir uns am naechsten Morgen kurzerhand, die Route zu aendern und nicht nach Krakau, sondern direkt Richtung Sueden zu fahren. Der Weg war einfach etwas zu lang gewaehlt, um noch Zeit fuer andere Dinge als Fahrrad fahren zu finden.
Auf den naechsten Stationen folgte denn auch ein Highlight nach dem anderen. Atemberaubende Landschaften, verschlafene Doerfer und zerfallene Burgruinen. Eigentlich wollten wir direkt ueber die Grenze nach Tschechien fahren, blieben dann aber auf einem Oekofestival etwa 10km davor haengen... Leckeres Essen (ueberwiegend umsonst fuer uns), grosse Gastfreundschaft, unglaublich nette Menschen und eine erstaunliche Mischung von Hippies und Traditionen. Nicht einfach fiel uns der Abschied am naechsten Tag. Doch die naechste Etappe wurde eigentlich noch schoener. Sie fuehrte uns zum ersten potenten Berg und rein ins naechste Fest, dieses Mal auf tschechischer Seite...

Mittlerweile sind wir in Prag angelangt, geniessen unseren ersten Ruhetag, lassen die Muskeln sich erholen und versuchen die erlebten Ereignisse zu verarbeiten... Der Plan ist, morgen weiter Richtung Wien und Bratislava zu fahren. Ob es wirklich so kommen wird, weiss man nicht. Bisher hat sich gezeigt, dass Plaene in erster Linie dazu da sind, sie wieder ueber den Haufen zu werfen...

Abgesehen von zwei Speichenbruechen, einem Platten und insgesamt drei Kettenrissen laufen die Fahrraeder auch noch wie eine Eins. Sie sehen nicht nur aus wie Motorraeder, sie fahren sich auch ein bisschen so, nur ohne Motor. Etwas langsam im Antritt und behaebig in der Beweglichketi schiessen sie die Strassen entlang, wenn sie einmal Fahrt aufgenommen haben...

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